Vintage-Uhren: Im Gespräch mit Uhrenexperte Jörn Kengelbach

Vintage-Uhren: Im Gespräch mit Uhrenexperte Jörn Kengelbach

Vintage-Uhren stehen bei Uhrensammlern hoch im Kurs und sind etwas ganz Besonderes. Sie sind nicht nur stilvoll und haben über die Jahre eine schöne Patina entwickelt, sie sind auch Kapitalanlagen mit Wertsteigerungspotenzial.

Wir haben den Uhrenexperten und Journalisten Jörn Kengelbach auf dem Balkon der Presidential Suite des Mandarin Oriental Hotels in München getroffen und mit ihm über Vintage-Uhren gesprochen. Er hat uns verraten, worauf man beim Kauf einer Vintage-Uhr achten muss, welche Uhren an Wert zulegen und wo man noch Vintage-Schätze findet.

Mit Luxusuhren kennt sich der studierte Architekt aus: Bei dem Männermagazin GQ, für das er zehn Jahre lang tätig war, betreute er als Ressortleiter für Technik, Design, Motor, Architektur und Uhren bis 2012 unter anderem das jährlich erscheinende Sonderheft „GQ Uhren“. Im Anschluss schrieb er für die Tageszeitung „Die Welt“, die „Welt am Sonntag“, „Icon“ und das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“. Zuletzt verantwortete der 47-Jährige als Chefredakteur das Luxusmagazin Robb Report, das der Jahreszeiten Verlag hierzulande in Lizenz herausgibt.

Interview

Was macht für Dich die Faszination von Vintage-Uhren aus?

Man braucht Expertise. Eine neue Uhr kann sich jeder kaufen. Es zeugt von Stil und Charakter. Und: Am Ende ist es vor allem sehr nachhaltig. Solche Uhren werden auch in 100 Jahren noch zu reparieren sein. Grade bei Pieces vor 1985 spürt man in jeder Uhr mechanische Raffinesse und Hingabe.

Ist die Nachfrage nach Vintage-Uhren als Wertanlage in Zeiten von Corona gestiegen?

Ja, sehr. Einerseits: die Menschen haben viel Zeit gehabt, und die mit Geld konnten zudem nicht reisen. Wir haben teilweise eine Verdopplung gesehen. Aber das betrifft nur vielleicht eine Handvoll Uhren.

Worauf muss ich beim Kauf einer Vintage-Uhr achten?

Nun es gibt eigentlich nur zwei Fraktionen: Wer unerfahren ist, denkt schnell er braucht immer alles zur Uhr, Box, Papiere. Das ist ein Aberglaube, viel wichtiger wird in Zukunft die Originalität des Zustandes. Und hier fängt das Problem an, da man alles nachkaufen kann. Ich wäre also vorsichtig bei reinen Internetkäufen, sondern würde mich schon mal an einen echten Fachmann wenden.

Welches ist ein gutes Einsteigermodell?

Einstieg ist relativ. Der Markt ist natürlich, gerade in Deutschland sehr Rolex-lastig. Ich würde mit einer Sportuhr anfangen, am besten mit Stahlband, vielleicht ein Chronograph. Das ist die beliebteste Uhrenkategorie überhaupt. Und im Falle eines Falles auch immer wieder verkaufbar.

Welche Vintage-Modelle empfiehlst Du für Fortgeschrittene?

Hier geht es um Charakter oder den Aufbau einer echten Sammlung. Dazu muss man sich entscheiden: Wann will ich die Uhren tragen? Welcher Stiltyp bin ich. Materialien, je nach Hautfarbe. Heute treten immer mehr Farbwelten in den Vordergrund. Damit kann man schön seine Garderobe unterstreichen. Beim Aufbau einer Sammlung geht es dann schon eher mal um die Funktion, also sammle ich Sportuhren – solche mit besonderen Zusatzfunktionen. Es gibt so gut wie nichts nachdem nicht gesammelt wird.

Welche Modelle sind die Aufsteiger der letzten Jahre, wenn es um das Thema Wertsteigerung geht?

Ganz klar Rolex und Patek Philippe. Das sind einfach die absoluten Leader. Wobei man auch Marken wie Breitling, Tudor, Omega, IWC nicht vergessen darf.

Gibt es noch Uhren, wo eine exponentielle Steigerung zu erwarten ist?

Immer da, wo man sich in der Nische aufhält. Breitling ist ein gutes Beispiel. Die bringen jedes Jahr jetzt Vintage-Schätze als Retromodelle heraus, das bringt Aufmerksamkeit auf die alten, die im Wert steigen.

Wo finde ich noch Vintage-Schätze?

Vor allem auf großen Plattformen wie Chrono24 oder Chronext. Parallel bauen natürlich die großen Häuser wie Bucherer und auch Webseiten wie Hoodinkee eigene Webseiten auf, wo mit Vintage-Modellen gehandelt wird. Die sind in der Regel dann geprüft, verlangen aber oft auch einen deutlichen Aufpreis.

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